Mit seinen vier Säulen hat der Naturpark mit seinem Management einer Vielzahl von Anliegen gerecht zu werden. Wissensvermittlung im Bereich der Bildung aber auch Artenschutz im Bereich von Natur und Landschaft bieten viel Raum für künftige Projekte im Naturpark Weißbach, die gemeinsam mit der Naturschutzabteilung der Salzburger Landesregierung, NGO, Schulen und Landwirten umgesetzt werden sollen.
ÖEG-Insektencamp im Naturpark-Weißbach 2023
Das neunte Insektencamp der Österreichischen Entomologischen Gesellschaft (ÖEG) fand von 16. bis 19. Juni 2023 im Naturpark Weißbach statt. Dabei engagierten sich 50 Studierende und WissenschaftlerInnen. Von den (Jung)BiologInnen und erfahrenen EntomologInnen und ArachnologInnen wurde über Freilanderhebungen in verschiedenen Lebensräumen die Artenvielfalt der Insekten-, Tausendfüßer-, Spinnen-, und Weichtierfauna des Naturparks Weißbach bestimmt.
Als Ergebnis konnten 1.163 Arten aus 16 verschiedenen Ordnungen nachgewiesen werden, davon 76 Erstnachweise für das Land Salzburg. In der Gruppe der Wanzen gab es beispielsweise 10 Neufunde, darunter die gefährdete Zweizähnige Raubwanze oder die Bodenwanze. Auch aus den Gruppen der Zikaden (21), Käfer (6), Zweiflügler (16), Köcherfliegen (2), Schmetterlinge(11), Hautflügler (1) und Hornmilben (9) konnten Erstnachweise getätigt werden.
Außerdem wurden beispielsweise aus der Gruppe der Schmetterlinge bundesweit von den 418 nachgewiesenen Schmetterlingsarten acht Arten mit drohender Gefährdung, fünf gefährdete Arten und eine stark gefährdete Art gefunden. Ebenfalls wurden mit dem Gelbringfalter und dem Quendel-Ameisenbläuling zwei Arten beobachtet, die nach FFH-Richtlinie geschützt sind.
Die generierten Daten erweitern die Kenntnisse über die Biodiversität des Naturparks Weißbach und können als Grundlage für Folgeprojekte und Untersuchungen genutzt werden.
Tagfalter- und Heuschreckenarten auf den Flächen der Bayerischen Saalforste im Umgriff des Naturparks Weißbach 2022/2023
Auch die Bayerischen Saalforste als größte Grundbesitzer und Unterstützer des Naturparks Weißbach gaben in den Jahren 2022 und 2023 im Zusammenhang mit ihrem Nachhaltigkeitskonzept eine Erhebung des vorhandenen Artinventars auf Flächen ausgewählter Standorte im Saalachtal in Auftrag, um daraus Managementempfehlungen, Pflegehinweise sowie Biotopverbundmaßnahmen abzuleiten.
Ein besonderer Schwerpunkt wurde auf die beiden Artengruppen Schmetterlinge und Heuschrecken gesetzt. Es konnten viele verschiedene Schmetterlings- und Heuschreckenarten nachgewiesen werden, wovon sich einige auch auf den Roten Listen des Landes Salzburg, Österreichs und im Ländervergleich in den Roten Listen Deutschlands und Bayerns befinden. Besonderes Augenmerk wird beispielsweise bei den Tagfaltern auf Segelfalter, Roten Apollofalter oder Ulmen-Zipfelfalter gelegt. Auch ein seltener Vertreter aus der Nachtfalterfamilie der Bärenspinner wurde am Grasenberg gefunden: der markante Augsburger Bär. In der Gruppe der Heuschrecken wird beispielsweise auf den Warzenbeißer, die Lauchschrecke oder die Große Goldschrecke ein Fokus gelegt.
Im Zuge dieses Screenings verschiedener bewirtschafteter Flächen der Bayerischen Saalforste wurden Pflege- und Entwicklungspläne im Hinblick auf die geplanten Biotopverbundmaßnahmen abgeleitet. Auf den Saalforstflächen am Grasenberg wurden diese bereits in die Praxis implementiert und werden künftig fachlich begleitet, bewertet und, wenn notwendig, weiter optimiert.
Augsburger Bär
Gemeine Skorpionsfliege
Die Entwicklung von kinder- und jugendfreundlichen Städten wird durch die sich verschlechternde Lebensqualität im urbanen Raum immer wichtiger. Einen wichtigen Beitrag hierzu leistet die Bereitstellung von urbanem Grün, welches auch für die Lebenswelt junger Menschen geeignet ist und eben deren Mitwirken an der zukünftigen Gestaltung urbaner Landschaften. Dabei ist zu berücksichtigen, dass Kinder und Jugendliche an urbanes Grün Ansprüche stellen, die oft nicht ausreichend bekannt sind und sich von dem unterscheiden, was Erwachsene benötigen und was Erwachsene als wichtig für Kinder und Jugendliche erachten. Infolge spielt die Partizipation von Kindern und Jugendlichen bei der Erfassung, Bewertung und Kommunikation dessen, was für sie im Hinblick auf urbanes Grün wesentlich ist, eine wichtige Rolle. Die Teilhabe junger Menschen an partizipativen Initiativen ist aber schwierig, bleibt oft hinter den Erwartungen zurück und steht im Zusammenhang mit diversen, offenen Fragen, wie z.B. was geeignete Werkzeuge und Strategien sind, um Kinder und Jugendliche für Partizipation zu begeistern.
Hinsichtlich dieser Herausforderungen verfolgt u3Green drei Ziele: (1) grundlegende Erkenntnisse sollen gewonnen werden, welche Bedeutung urbanes Grün für Kinder und Jugendliche hat und wie urbanes Grün von diesen konkret genutzt wird; (2) eine web-basierte, kinder- und jugendzentrierten Applikation soll erstellt werden, um Informationen zu urbanen Grün zu erfassen, zu bewerten und zu teilen; (3) die Ergebnisse zur Bedeutung urbanen Grüns für Kinder und Jugendliche sollen über geeignete Geovisualisierungs-Produkte wie z.B. interaktive Online Karten und Story Maps kommuniziert werden.
Im Rahmen verschiedener Beteiligungsformate und unter Einsatz verschiedener Methoden und IT- bzw. Geoinformatik-Werkzeugen wirken junge Menschen mit, die u3Green Projektziele zu erreichen. Dies bezieht sich zum einen auf die Teilnahme von Schülerinnen und Schüler der Partnerschulen an Workshops und Spotlight Veranstaltungen, um Fragen im Zusammenhang mit den oben genannten Herausforderungen zu diskutieren und erste Lösungen zu erarbeiten. Zum anderen wirken die jungen Citizen Scientists im Rahmen von Praktika und mehrtägigen Workcamps an der konkreten Beantwortung der Fragen mit.
Das Projekt soll zu einer besseren Berücksichtigung urbanen Grüns für junge Menschen in Planungsprozessen und einer diesbezüglichen gesellschaftlichen Bewusstseinsbildung führen. Speziell durch die Beteiligungsformate unterstützt u3Green die Ausbildung von Fachwissen und Kompetenzen im MINT-Bereich (d.h. Unterrichts-/ Studienfächern bzgl. Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) und weiteren „Softskills“ (u.a. Science Literacy).
Am 2. Juni 2022 haben der Umweltdachverband und die Landschaftsplanerin Paula Polak im Rahmen des LE-Projekts „INS.ACT – gemeinsam aktiv für die Insektenvielfalt“ in und mit der Projektpartnergemeinde Weißbach bei Lofer einen weiteren Schritt zu mehr Biodiversität gesetzt. In drei von der Gemeinde vorbereiteten insgesamt ca. 15m² großen Flächen (in der Nähe des Kneippbeckens beim Fußfühlpfad) wurden verschiedenste heimische Kräuter und andere Stauden gesetzt und ausgesät, die bald zu einer prächtigen Blütenpracht werden. Da die Flächen teilweise eher schattig und teilweise sonnig sind, wurden unterschiedliche Pflanzen ausgewählt, damit ihrem Aufblühen nichts im Wege steht! Für die eher schattigen Bereiche z. B. Hohe Schlüsselblume, Johanniskraut und Wiesen-Flockenblume, für die sonnigen z. B. Wiesen-Witwenblume, Wiesensalbei und Färber Hundskamille.
Auch Sträucher wie Hasel, Heckenkirsche, verschiedene ungefüllte Rosen, sowie Faulbaum und Kreuzdorn als Raupenfutterpflanzen für den Zitronenfalter wurden an einer Böschung zwischen Spazierweg und Fußfühlpfad gesetzt. Alle diese Sträucher stellen ebenfalls Schmankerl wie Nektar und Pollen für die Insektenwelt bereit. Um auch die Zwischenräume insektenfreundlich zu gestalten, wurde eine Saatmischung aus heimischen Blühpflanzen eingesät.
Da ca. 2/3 aller heimischen Wildbienen bodenbrütend sind, wurde darauf geachtet, auch offenen Boden zur Verfügung zu stellen, in den diese Arten ihre Brutgänge graben können, um anschließend die Eier hineinzulegen. Wer den bodenbrütenden Fluginsekten noch mehr Fläche zur Verfügung stellen möchte, kann auch ein Sandarium an einem sonnigen und regengeschützen Ort anlegen. Hierfür wird eine mind. 50 cm tiefe Grube ausgehoben und mit lehmhaltigem Sand gefüllt. Um es sowohl optisch als auch kulinarisch (für Mensch und Insekt) aufzuwerten, eignen sich sonnenliebende Kräuter wie Oregano und Thymian als Randbepflanzung (keinen Dünger einbringen!).
Unsere rund 700 verschiedenen Wildbienen- und 4000 Schmetterlingsarten haben sich im Laufe der Evolution an die bei uns heimischen Wildpflanzen angepasst. Unter unseren heimischen Insekten gibt es zwar auch Allrounder:innen, die sich mit so gut wie jeder Blüte zufriedengeben (z. B. Honigbiene), es gibt aber auch Spezialist:innen, die z. B. aufgrund der Rüsselform auf ganz spezielle Pflanzen angewiesen sind (z. B. Glockenblumen-Scherenbiene). Exotische Pflanzen werden oft gar nicht erkannt und somit auch nicht angeflogen. Generell gilt: Jede Blüte ist besser als keine, doch ist aus diesem Grund eine artenreiche Blumenweise mit heimischen Arten um einiges wertvoller als eine – zugegebenermaßen ebenfalls hübsche – Löwenzahnwiese. Denn unser Ziel ist ein Schlaraffenland für ganz viele unterschiedliche Arten!
Ein Tipp, wie die Mahd möglichst insekten- und biodiversitätsfreundlich gestaltet werden kann: niemals die ganze Wiese auf einmal mähen, sondern mindestens in zwei Etappen. So haben Tiere genug Rückzugsmöglichkeiten bzw. Futter, um den plötzlichen Lebensraum- und Speisekammerverlust zu überbrücken.
Eine kleine Checkliste:
* keine chemisch-synthetischen Dünger und Gifte
* Verwendung von ca. 80% heimischen Pflanzen, gerne auch mehr
* Pflanzen passend zum Standort, dann sind sie pflegeleichter
* verschiedene Pflanzenarten aus verschiedenen Pflanzenfamilien, z. B. Korbblütler, Doldenblütler
* Durchblühen von Vorfrühling bis Spätherbst
* bei Obst Verwendung alter, zur Region passender Sorten
* die Ordnung von Mutter Natur zulassen: Steinhaufen, Totholz, Laub unter Hecke usw...
Das Projekt wird im Rahmen der Biodiversitäts-Initiative vielfaltleben des BMK und mit Unterstützung von Bund (BMLRT) und Europäischer Union durchgeführt. vielfaltleben hat sich den Erhalt der Vielfalt in Österreich zur Aufgabe gemacht.
Verbesserungsmaßnahmen der Habitate für den Roten Apollofalter
Der Rote Apollo (Parnassius apollo) ist eine, inzwischen europaweit bedrohte und streng geschützte Art aus der Familie der Ritterfalter (Papilionidae).
Er hat hohe Biotopansprüche, ist Wärmeliebend und ein (Halb-)Offenlandbewohner. Vorzugsweise an sonnigen und felsigen Standorten. Die Hauptfutterpflanze der Raupen „Fetthennen“ muss vorhanden sein. Es werden vorzugsweise Nektarpflanzen mit violetten oder rötlichen Blüten, wie z.B. Flockenblumen, Disteln oder Oregano benötigt.
Ausgangssituation: Entlang der Forststraße von Pürzlbach zur Kallbrunnalm befindet sich ein überwiegend nach SSW exponiertes, kleinräumig abwechselndes Mosaik aus tlw. eng gebänderten Kalkfelsen mit Felsspaltenvegetation, kleinen Terrassen mit Trockenrasen und Übergangsbereichen mit einem Wechsel von wärmeliebenden Hasel- und Felsenbirnenstrauchgesellschaften. In und zwischen den Kalkbänken, die zwischen 2 und 10m hoch sind, wachsen typische Vertreter einer Felsspaltenvegetation. Die artenreiche Strauchschicht wird von verschiedenen Baumarten begleitet.
Folgende Maßnahmen wurden 2017 in Zusammenarbeit mit unserem größten Grundbesitzer und Unterstützer des Naturparks Weißbach, den Bayerischen Saalforsten, umgesetzt:
1. Es wurden Fichten und Buchen sowie deren Verjüngung an und um die Felswandpassagen entnommen, um eine Verringerung der Beschattung der Felswandbereiche zu erreichen. Dadurch soll der Lebensraum der Apollofalter (und anderer wärmeliebender Organismen in diesem Bereich) gefördert und der Druck durch die zunehmende Überschirmung durch die Fichten und Buchen in den zentralen Bereichen reduziert werden. Dabei wurden einzelne Biotopbäume sowie seltenere Baumarten (wie z.B. Mehlbeeren, Eiben, etc.) sowie die artenreiche Strauchschicht möglichst belassen. Falls es möglich erschien, sollte das Totholz im Gelände verbleiben. Auch wurden tlw. hohe Stöcke belassen, um die Geländestruktur zu erhöhen.
2. Entlang der Forststraße an der Talseite wurde ein freier Böschungsstreifen in einer Breite von etwa 3-4m geschaffen, damit die Nektarpflanzen der Apollofalter (und natürlich auch für andere Wildbestäuber) dort wieder bessere Wuchsbedingungen auffinden können. Außerdem wird dadurch der Böschungsbereich, sowie auch die gegenüberliegende Felswand weniger stark beschattet. Dies wurde durch das Schwenden der Verjüngung in den Schneisen und entlang des Böschungsstreifens und die Entnahme von Fichten erreicht.
Im Jahr 2017 wurde von den Bayrischen Saalforsten in Kooperation mit dem Naturpark Weißbach und mit fachkundiger Unterstützung des Pinzgauer Schmetterlingsexperten Otto Feldner ein ca. 1000 m² großes Areal am Weg von Pürzlbach auf die Kallbrunnalm von großen Fichten befreit. Die imposanten Felswände mit Süd-Exposition bieten für den Roten Apollo (Parnassius apollo), einer nach Anhang IV der FFH-Richtlinie geschützten und stark bedrohten Schmetterlingsart, eine ideale Arena für die Balzflüge. In den Felsritzen wachst zahlreich der Weiße Mauerpfeffer (Sedum album), die Nahrungspflanze der Raupen. In Folge der habitatverbessernden Maßnahmen entwickelte sich die Population des Roten Apollo erfreulich gut, sodass aufmerksame Wanderer auf dem Weg zur Kallbrunnalm gute Chancen haben die seltenen Falter zu beobachten. Durch den vermehrten Lichtgenuss entwickelten sich jedoch auch zahlreiche Gebüsche, die schon im Unterwuchs der Fichten Fuß fassen konnten, sehr gut.
Um die Habitatqualität für den Roten Apollo zu erhalten müssen diese periodisch auf Stock gesetzt werden, damit die Felsareale nicht beschattet werden und der Mauerpfeffer und die wärmeliebenden Schmetterlingsraupen optimale Bedingungen vorfinden. Zu diesem Zweck fanden sich am 21.09.2021 Lukas Briendl, Praktikant beim Naturpark Weißbach, Andreas Scharl, Schutzgebietsbetreuer für den Pinzgau, und Otto Feldner in Pürzlbach ein um gezielt Haselnussstauden, Bergahorne und andere stark beschattende Gehölze zurückzuschneiden. Um die exponierten Standorte zu erreichen wurden ausreichend lange Seile an starken Bäumen oberhalb der Felswand befestigt und abgeseilt. Mit scharfen Handsägen und Gartenscheren konnte das wichtigste Areal von den aufkommenden Gebüschen befreit werden. Weitere Bereiche sollen in den folgenden Jahren bearbeitet werden. Die geschwendeten Gehölze wurden auf die darunter liegende Straße geworfen, um die sensiblen Felstrockenrasen nicht zu bedecken und keine Gefahr für die Wegsicherheit darzustellen. Bei den Arbeiten wurden auch einige lockere Steine losgetreten, weshalb eine umsichtige Wegsicherung unumgänglich war. Die wenigen Wanderer konnten gefahrlos passieren und zeigten sich interessiert an den wagemutig wirkenden Arbeiten sowie den Schmetterlingen, die nun wieder freie Flugbahn entlang der Felswand genießen können.
Seit 2018 bis heute wird das Habitat jährlich gepflegt und freigeschnitten.
So nennen wir unsere handfesten Einsätze für die Natur.
Wege befestigen, Bäume pflanzen, Erosionsstellen begrünen oder die Bergbäuerinnen und - bauern unterstützen:
Bei den Umweltbaustellen helfen und werken junge Leute zwischen 16 und 30 Jahren ehrenamtlich, beheben Umweltschäden und leisten einen konstruktiven Beitrag für die Natur. Für alle ab 18 Jahren gibt es die Bergwaldprojekte. Hier wird in gleichem Format die Stabilität und Vitalität des Bergwaldes erhalten. Ansässige Bergbäuerinnen und Bauern, Förster:innen und Umweltbeauftragte unterstützen die Freiwilligen bei der Arbeit und beantworten inhaltliche Fragen. Unterkunft und Verpflegung sind frei; ebenso sorgt bei den Umweltbaustellen und Bergwaldprojekten ein freier Tag für den nötigen Spaßfaktor und Ausgleich. Sich eine Woche um die Natur kümmern, ob in den Ferien oder im Urlaub – die Alpenvereinsjugend sowie das Hütten- und Wegereferat laden dich dazu ein!
Wir freuen uns auf dich!
Quelle: www.alpenverein.at
Im Jahr 2019 fand erstmalig das Bergmahdprojekt statt:
Die Bayerischen Saalforste erhalten auf ihren Flächen im Naturpark Weißbach die Artenvielfalt auf Bergmahdern durch eine Kooperation mit dem Österreichischen Alpenverein – Sektion Leogang – und dem Naturpark Weißbach. Seltene Insekten und Pflanzen und auch die Gemeinschaft der Freiwilligen Helfer profitieren. Landesrätin Maria Hutter besuchte die fleißigen Alpenvereinler und zeigte sich begeistert von der Aktion.
Über 50 Jahre lang wurden die steilen Bergmahder im Hintertal im Naturpark Weißbach nicht mehr gemäht. Sie drohten mit Bäumen zuzuwachsen. Ein blumen- und insektenreiches Kleinod wird seit dem Jahr 2017 erhalten. Landesrätin Maria Hutter besuchte am 1. August die Freiwilligen und freute sich mit ÖAV Sektionschef Markus Mayrhofer und Forstbetriebsleiter Thomas Zanker über die sichtbaren Erfolge dieser Biotoppflege. Mit dabei war auch Artenexpertin Sibylle Kallas und der designierte 1. Vorsitzende der Alpenvereinssektion Passau, Lothar Schramm. Mit dem Projekt „Mahd einmahdiger Wiesen im Naturpark Weißbach bei Lofer“, welches vom Alpenverein Leogang gemeinsam mit dem Naturpark Weißbach auf Flächen der Bayerischen Saalforste umgesetzt wird, wird deren Erhalt gesichert. Dieses Engagement wurde im Januar 2018 mit dem österreichischen Naturschutzpreis "Die Brennnessel – Naturschutz is ka gmahde Wies'n" ausgezeichnet. Im Rahmen einer Projektwoche des Naturparks Weißbach wurde als vorbereitende Maßnahme bereits im September 2017 eine Schwendaktion an aufwachsenden Jungbäumen auf der Fläche durchgeführt.
Rund 30 Freiwillige mähten und rechten am ersten Augustwochenende 2020 bei sommerlichem Wetter. Die Erfolge auf diesen stets einmal im Jahr gemähten steilen Berghängen sind schon im dritten Jahr, des für zunächst 10 Jahre angelegten Projektes sichtbar. Die Bergmahder sind voll mit seltenen Insekten und Pflanzen. Erwachsene und Jugendliche konnten die körperlich schwere und anstrengende Mäh-Arbeit auf den steilen Bergmahdern erfahren und so auch ihre Gemeinschaft stärken.
Nicht umsonst prangt auf dem Logo des Naturparks Weissbach ein Schmetterling. Die enge Verzahnung von Waldlebensräumen, die von den Bayerischen Saalforsten naturnah bewirtschaftet
werden und Bergmahdern und Almen, die durch diese Aktion und viele fleissige Bergbäuerinnen und -bauern erhalten werden, bieten eine Artenvielfalt auch an Schmetterlingen, die
ihresgleichen sucht.
Im Jahr 2024 fand diese Aktion nun bereits das sechste Mal statt.
Im Rahmen des länderübergreifenden ‚wild & kultiviert’ Projekts haben wir 2016 zusammen mit dem Schutzgebietsbetreuer des Pinzgaus, Andreas Scharl, angefangen, einige Flächen in Weißbach mit regionalem Wiesensaatgut einzusäen.
Dieses Saatgut wurde von einzigartigen und artenreichen Pflanzengesellschaften aus der Region gewonnen, z.B. von Kalkmagerrasen. Im Folgenden wollen wir die Schritte, Eigenschaften und Entwicklung etwas genauer vorstellen.
Warum sind Magerrasen so besonders?
Viele seltene Pflanzengesellschaften, wie zum Beispiel Trocken- und Halbtrockenrasen, Niedermoore, Feuchtwiesen und Streuobstwiesen sind in unserer Landschaft inzwischen höchst gefährdet. Dabei leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Sicherung von Nahrungsquellen zahlreicher Insekten wie Bienen, Hummeln und Schmetterlingen, z.B. die graue Sandbiene oder die farbenprächtige Rotflügelige Ödlandschrecke. Nachfolgend kommen daher natürlich auch noch viele andere Tierarten - z.B. Wiesenbrüter wie das Braunkehlchen – hier vor. Auch für uns Menschen übernehmen sie wichtige Funktionen: Zum Beispiel zur Belebung des Landschaftsbilds, sie wirken positiv auf unsere Sinne und tragen zur Erholung bei. Ebenso bieten sie hochwertiges Viehfutter und können Wild- und Heilkräuter bereitstellen. Kalkmagerrasen gehören übrigens zu den artenreichsten Pflanzengesellschaften bei uns, gerade weil sie so mager, sprich nährstoffarm, sind. Weil hier nicht wenige konkurrenzstarke Arten vorherrschen, können viele verschiedene Kräuter und Gräser vorkommen. Diese Spezialisten müssen trockentolerant sein und mit wenig Nährstoffen auskommen um an diesen Standorten gedeihen zu können.
Wieso sind artenreiche Wiesengesellschaften inzwischen so selten geworden?
Dafür gibt es viele Gründe. Neben dem allgemeinen Flächenverlust von Naturlandschaften z.B. durch Versiegelung, industrielle Landwirtschaft und Bebauung sind noch zwei andere Faktoren dafür äußerst relevant. Da wäre zum einen der starke Stickstoffeintrag durch Verkehr und intensive Düngung zu nennen. Ein weiterer Grund ist die Gleichförmigkeit der Grünlandgesellschaften durch die Etablierung von handelsüblichem Regelsaatgut. Dadurch werden Wiesen in unterschiedlichen Regionen immer ähnlicher (und artenärmer!), obwohl die natürliche Artenzusammensetzung in den jeweiligen Naturräumen stark voneinander abweichen würde. Und natürlich spielt auch der Mahdzeitpunkt und die Häufigkeit eine große Rolle, wie und welche Arten sich auf den Wiesen halten und ausblühen können.
Im Aufbau dazu nahm Weißbach als eine der Pilotgemeinden bei dem Programm "Natur in der Gemeinde" von 2020 bis 2022 teil.
Im Rahmen des Projektes „Natur in der Gemeinde“ werden biodiversitätsfördernde Maßnahmen auf Gemeindeflächen umgesetzt. Die Gemeinden leisten so einen Beitrag gegen Artensterben von Insekten, Vögeln und Co. und setzen sich für den Erhalt der Lebensräume ein. Im Netzwerk „Natur in der Gemeinde“ werden Kommunen kostenfrei für drei Jahre begleitet und stehen in engem Austausch mit Biodiversitätsberaterinnen. Auch die Vernetzung mit anderen Gemeinden und Projekten sowie bewusstseinsbildende Arbeit in der Bevölkerung stehen im Fokus des Projektes. Sobald die Gemeinden sich mittels Gemeindevertretungsbeschluss zur Einhaltung der vier Kernkriterien des Projektes entschieden haben, beginnt die Projektlaufzeit. Der Ist-Zustand der Gemeindeflächen wird erhoben und erste Umsetzungsmaßnahmen werden gemeinsam geplant. Dabei werden die Gemeindeflächen dauerhaft zur Förderung von Biodiversität zur Verfügung gestellt.
Der Naturpark Weißbach beherbergt durch die Höhenerstreckung vom Saalachtalboden bis zu den Gipfeln der Kalkhochalpen eine hohe Diversität an unterschiedlichsten Pflanzen in Bergwiesen und Almweiden. Die zahlreichen Blütenpflanzen locken Wildbestäuber wie Wildbienen, Schmetterlinge, Schwebfliegen und Käfer an, die für die Befruchtung der Pflanzen sorgen. Nur im Zusammenwirken von Blüten und Bestäubern können sich die Pflanzen vermehren und finden auch die Bestäuber die notwendige Nahrung in Form von Nektar und Pollen.
Unsere Wildbestäuberkurse werden über das Interreg-Projekt „Wild und Kultiviert“ gefördert und von einem erfahrenen Biologenteam, rund um den Hummelexperten Johann Neumayer, geleitet. Zu Beginn der Kurse liefert theoretischer Input das Basiswissen, um die Relevanz der Bestäuberthematik zu begreifen. Die Teilnehmer*innen lernen mit einem Bestimmungsschlüssel für Hummeln umzugehen und bekommen die Möglichkeit ihr Wissen sogleich praktisch umzusetzen. Am Kursort, unserer urigen Waltlmühlsäge mitten im Naturpark, stehen Fangnetze und –becher für die Forschungsarbeit im Feld als auch Binokulare zur Verfügung. Außerdem wird den Teilnehmer*innen der Zusammenhang zwischen Blüteneigenschaften und Bestäuberspektrum, sowie häufige Blütenpflanzen der Alpen nähergebracht. Bei allen Themen ergänzen sich Theorie- und Praxiselemente, sodass in der Folge eigenständig Beobachtungen gemacht und interpretiert werden können.
Einmal in die Welt der Bestäuber eingetaucht blickt man mit anderen Augen auf die kleinen Tiere, die einem im Alltag über den Weg fliegen. Neben einem erweiterten Wissensschatz, wird vor
allem auch die bewusste Umwelt-wahrnehmung geschärft. Dies ebnet den Weg und erhöht die Bereitschaft, sich für den Schutz und Erhalt dieser wichtigen Artengruppen einzusetzen.
Wir freuen uns bereits sehr auf das nächste Jahr mit vielen weiteren tollen Kurstagen und eindrucksvollen Erlebnissen.
Für Informationen wann die nächsten Wildbestäuberkurse stattfinden und wie man sich anmelden kann, schaust du am besten in unseren Eventkalender!